24./25.05.2014 | MONTEVERDI Marienvesper

24./25.05.2014 | MONTEVERDI Marienvesper

Prächtige Klangfarbigkeit durch Barockinstrumentalisten und vokale Glanzlichter Konzert Gesang- und Streicherakademie Schwaben führte beeindruckend Monteverdis Marienvesper auf Von Gernot Walter Lauingen/Donauwörth Mit einem Paukenschlag meldete sich die Gesang- und Streicherakademie Schwaben in der Öffentlichkeit bei einer Doppelveranstaltung zurück. Sie führte in der Wallfahrtskirche Hl. Kreuz in Donauwörth und im Martinsmünster Lauingen das geniale Werk Claudio Monteverdis, seine Marienvesper aus dem Jahre 1610 auf.

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Es war ein Neustart wie aus einem Guss mit der 1. Vorsitzenden Annette Sailer als Sopransolistin und ihrem Stellvertreter Michael Finck als Gesamtleiter des Projekts. Zu bestaunen gab es eine große Ensembleleistung mit wunderbaren Gesangssolisten, außergewöhnlichen Interpretationen durch den Jugendchor der Städt. Musikschule Gundelfingen und dem Mitwirken auf originalen Instrumenten von „MVSICHE VARIE“. Wesentliche Protagonisten bestimmten den Ablauf und übten eine außerordentliche Faszination auf die zahlreichen Besucher aus. Zunächst Michael Finck souveränes Dirigieren, das ihn als Kenner der originären Aufführungspraxis auswies. Schöpferische Individualität kennzeichnete Suzanne van Os an der Chitarrone. Auf ihrer Basslaute mit dem 2 m langen Hals, den sechs doppelchörigen Griffbrettsaiten und acht diatonischen Bordunsaiten stützte sie unvergleichlich die Vokalpartien und war die Mitte der instrumentalen Gruppe. Martin Lubenow bildete die jubilierende Diskantstimme am Grifflochhorn, dem Zink. Mit den ungekünstelten Naturtönen und dem durch die sechs Grifflöcher veränderbaren Tönen entstand eine ungewöhnliche Klangwirkung. Zwei weitere „Zinker“ und drei Barockposaunen mit herber, klarer, schlanker Tongebung, ein sechssaitiges Barockcello und drei Violinen prägten den kammermusikalischen Charakter. Filip Marius und Cosima Marius (beide Violinen) hatten in der „Sonata sopra Maria“ einen starken virtuosen Auftritt. Als zuverlässiger Basso continuo waltete an der großen Truhenorgel Carsten Lorenz in wacher, mitatmender Anschaulichkeit. Die zwölf Instrumentalisten von MVSICHE VARIE bildeten jene „Neuen Stil“ ab, durch den Monteverdi der Marienvesper über den liturgischen Gebrauch hinaus konzertierende Eigenschaft gab.

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Die Kraft und Leidenschaft der musikalischen Textcharakterisierung wusste M. Finck stringent umzusetzen. Der bestens geschulte und vorbereitete Chor bewältigte selbst sechs-, acht- und zehnstimmige Psalmen einprägsam, mit beachtlicher Akkuratesse, erfreulicher Klarheit und Tonreinheit. Eine homogene Leistung par excellence! Den drei einheimischen Sopranistinnen standen zwei Tenöre und ein Bass gegenüber. Der renommierte Roman Payer stattete seine Tenorpartien mit Würde, großer Ausdruckskraft und stilsicherer Haltung aus. Der junge Augsburger Tenor Manuel Ried überzeugte in reifer Partnerschaft (z. B. als Echostimme in „Audi coelum“). Michael Kranebitter ergänzte mit seinem wohlklingenden Bass den männlichen Stimmanteil. Annette Sailer führte ihren hohen Sopran mit Eleganz und klanglicher Innerlichkeit, Anne-Kathrin Abel fügte tonschön leuchtend ihren Sopran zu innigem Duett hinzu. Miriam Galonska hatte vor allem im Hymnus „Ave Maria stella“ und im „Magnificat“ berührende Momente. Die begeisterten Zuhörer erlebten eine eineinhalbstündige Aufführung mit Vorzeigecharakter.

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An zwei direkt aufeinander folgenden Konzertterminen – Samstag, den 24. und Sonntag, den 25. Mai – veranstaltet die Gesangs – u. Streicherakademie in Kooperation mit dem jungen Konzertkammerchor „Chor-ios“ (Gundelfinger Sing -u. Musikschule) und dem Ensemble für alte Musik „MVSICHE VARIE“ unter der Gesamtleitung von Michael Finck die „Marienvesper“ des Barockmeisters Claudio Monteverdi.

Zwei großartige Kirchenräume, zum Einen das Lauinger Martinsmünster, zum Anderen die Kirche „Heilig Kreuz“ zu Donauwörth werden hierfür einen räumlich und akustisch optimalen Rahmen bieten. Zur Durchführung dieses sehr kostenaufwändigen, da historisch musizierten Werkes konnten zahlreiche Sponsoren gewonnen werden, so dass sich die Verantwortlichen sehr glücklich schätzen, diesen selten gehörten, großartigen Lobpreis Mariens im Monat Mai zu Ehren der Mutter Gottes und zum Genuss für alle Musikkenner -u. Liebhaber durchführen zu können und hoffen natürlich auf zahlreichen Besuch.

Claudio Antonio Monteverdi (1567-1643) war Komponist, Violonist und Sänger. Sein Werk markiert die Wende von der Musik der Renaissance zum Barock. Monteverdi entwickelte die Oper als neue musikalische Form und erntete bereits zu Lebzeiten großen Ruhm. Als Harmoniker setzte er erstmals Dissonanzen in seinen Werken ein und erweiterte so die tonalen Vorstellungen der europäischen Musik.
Zu einer Zeit, als Monteverdi vor allem als Komponist weltlicher Madrigale und als “Erfinder” der damals neu entstehenden Oper bekannt war, veröffentlichte er 1610 eine Sammlung mit geistlichen Werken, der heute als Marienvesper bekannten “Vespro della Beata Virgine”.

Der Titel Marienvesper weist auf den liturgischen Charakter des Stückes hin. Die Komposition enthält die Hauptteile des katholischen Abendgottesdienstes. Ob das Werk jedoch tatsächlich für die Aufführung im kirchlich-liturgischen Rahmen konzipiert war, ist ungewiss, denn Monteverdi leitet die fünf Vesperpsalmen nicht mit liturgischen Wechselgesängen ein, sondern fügt zwischen die motettisch angelegten Psalmkompositionen vier Concerti ein, die als Generalbass begleitete Solokonzert auf eine eher konzertähnliche Aufführung außerhalb des kirchlichen Rahmen hinweisen. Das gesamte Werk ist geprägt vom Wechsel zwischen chorischen und solistischen Partien.

Als Gesangssolisten werden hochkarätige Künstlerinnen und Künstler zu hören sein: Anette Sailer und Anne – Kathrin Abel (Sopran), Miriam Galonska (Alt), Roman Payer und Manuel Ried (Tenor), sowie Michael Kranebitter (Bass).

MVSICHE VARIE
spielt in seiner Stammbesetzung mit Zinken, Posaunen und Basso Continuo seit nunmehr über 10 Jahren zusammen und hat sich ausschließlich auf die Musik des 17. und späten 16. Jahrhunderts spezialisiert. Die Gruppe wurde für zahlreiche Konzerte und Projekte mit Werken von Monteverdi, Schütz, Praetorius u. a. verpflichtet. Die um Streichinstrumente erweitert Besetzung ermöglicht die Aufführung des gesamten frühbarocken Repertoires in der originalen Besetzung. Alle Mitglieder erhielten ihre Ausbildung an renommierten Spezialinstituten für Alte Musik und verfügen über eine ausgedehnte Konzerterfahrung mit vielen führenden Ensembles in ganz Europa. Ein besonderer Schwerpunkt ist das Erschließen unbekannter Literatur des Frühbarock, die der angeschlossene Musikverlag veröffentlicht.

Konzerttermine:

24. Mai um 19.00 Uhr in Heilig Kreuz, Donauwörth
25. Mai um 17.00 Uhr in St. Martin, Lauingen

Mitwirkende:

CHORios
Ensemble MVSICHE VARIE
Annette Sailer  (Sopran I)
Anne-Kathrin Abel  (Sopran II)
Miriam Galonska  (Alt)
Roman Payer  (Tenor I)
Manuel Ried  (Tenor II)
Michael Kranebitter  (Bass)
Michael Finck  (musikal. Leitung)

Karten 15€  |  Studenten 13€  |  Kinder und Behinderte 8€
Kartenvorverkauf: In den Sparkassen der Städte Lauingen, Dillingen und Donauwörth
Abendkasse und Einlass je 30 Minuten vor Beginn